Appell der verbandlichen Caritas zum Armutstag und den Armutswochen 2023

Stadtentwicklungspolitik ist Sozialpolitik

Jede fünfte Person in Deutschland ist arm. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderungen, Wohnungslose und immer mehr ältere Menschen. Für Menschen, die arm oder von Armut bedroht sind, haben öffentliche Räume und Einrichtungen eine große Bedeutung. Es sind wichtige Aufenthalts-, Begegnungs-, Lern- und Erholungsorte. Wie öffentliche Räume gestaltet sind und welchen Zugang Menschen haben, wirkt sich entscheidend auf ihre Lebensqualität und Teilhabechancen aus. Bei der Gestaltung und Entwicklung des öffentlichen Raumes müssen die Bedarfe der Menschen, die besonders auf diese Räume angewiesen sind, unbedingt im Blick sein!

 

Öffentliche Flächen, Gebäude und Liegenschaften erhalten und gemeinsam gestalten

Öffentliche Flächen und Infrastruktur, aber auch nicht mehr genutzte quasi-öffentliche Grundstücke in Kirchenbesitz werden zunehmend vermarktet. Große Flächen werden darüber hinaus vom Automobilverkehr in Anspruch genommen, der immer noch Vorrang vor anderen Nutzungen genießt. Um freie Flächen und Infrastruktur für die Allgemeinheit zu erhalten und kostenfrei zugänglich zu gestalten, sind verbindliche Beteiligungsprozesse notwendig. Dabei müssen die Perspektiven von Menschen, die in besonderem Maße auf den öffentlichen Raum angewiesen sind, zwingend einbezogen werden. Es braucht öffentliche Mitbestimmung. Die Städte und Kommunen müssen solche Beteiligungsmöglichkeiten strukturell verankern und ausreichend fördern. Städte und Gemeinden brauchen Ressourcen, um verbindliche Beteiligungsprozesse bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes unterstützen und moderieren zu können!

 

Die ökologische Neugestaltung und partizipative Entwicklung öffentlicher Räume leistet einen entscheidenden Beitrag zu sozial gerechtem Klimaschutz

Wenn Flächen entsiegelt und begrünt werden, wirkt das dem Klimawandel entgegen und mindert auch damit verbundene gesundheitliche Gefahren. Einfach umsetzbare Mittel wie Sitzgelegenheiten und Liegeflächen im Schatten sowie Zugang zu kostenlosem Trinkwasser und Toiletten unterstützen die Nutzung dieser Flächen als Orte der Teilhabe am öffentlichen Leben. Barrierefreie Zugänge zu gestaltbaren Aktionsund Interaktionsräumen sind wichtig. Hier können Selbstwirksamkeit und sozialer Zusammenhalt erlebt werden. Die für die Daseinsvorsorge notwendigen Einrichtungen müssen zu Fuß, mit dem Rad oder ÖPNV erreicht werden können. Der Öffentliche Nahverkehr muss für alle erschwinglich und flächendeckend vorhanden sein. Zu den notwendigen Investitionen in den Klimaschutz gehören nachhaltig und barrierefrei gestaltete öffentliche Flächen und Räume mit hoher Aufenthaltsqualität!